Margit Cichna-Markl

Interview

1. Was sind für Sie die größten Herausforderungen in der Lehre?

 

Es ist eine Herausforderung in der Lehre, dass die Teilnehmer*innen einer Lehrveranstaltung oft einen unterschiedlichen Wissensstand aufweisen. Besonders heterogen ist das Vorwissen, wenn Studierende am Beginn ihres Masterstudiums stehen und unterschiedliche Bachelorstudien absolviert haben.  Es ist die Herausforderung, die wichtigsten Grundlagen, die erforderlich sind, um der Lehrveranstaltung folgen zu können, zu vermitteln. Gleichzeitig müssen aber zu starke Redundanzen mit anderen Lehrveranstaltungen vermieden werden, um Studierende, die die entsprechenden Kenntnisse aufweisen, nicht zu unterfordern. 

Praktische Fähigkeiten können am besten erworben werden, wenn Praktikumsbeispiele von den Studierenden alleine absolviert werden. Aus Zeit- und Kostengründen ist das jedoch nicht immer möglich. Eine Herausforderung bei Gruppenarbeiten ist es, dass alle Studierenden die Möglichkeit bekommen, sich an der praktischen Durchführung zu beteiligen. Besonders zu achten ist dabei auf Studierende, die aufgrund mangelnder Vorerfahrung unsicher sind, sich daher eher im Hintergrund halten und erfahreneren Studierenden den Vorzug lassen.

Bei interaktiv gestalteten Lehrveranstaltungen ist es eine Herausforderung, die Beteiligungsschwelle zu senken und alle Studierenden zur aktiven Mitarbeit/Diskussion zu motivieren. 

 

 

 

2. Was würden Sie in Bezug auf das Chemiestudium verändern wollen?

 

Als Mitglied der Curricularen Arbeitsgruppe war ich an der Erarbeitung des neuen Curriculums für das Masterstudium Chemie, das 2022 in Kraft getreten ist, beteiligt. Es wird sich hoffentlich zeigen, dass die Qualität des Chemiestudiums durch Ausmerzen von Schwachstellen des alten Curriculums verbessert werden konnte. Mein erster Eindruck ist, dass durch ein Mehrangebot an attraktiven Übungen und Praktika lange Wartelisten, wie sie in der Vergangenheit insbesondere bei bestimmten analytischen Praktika auftraten, zumindest teilweise abgebaut werden konnten. 

Problematisch sehe ich, dass aufgrund der begrenzten Zahl an Laborplätzen viele Praktika in Kursform abgehalten werden müssen, wobei die Kurse oft direkt aufeinander folgen. Aufgrund des festgelegten, dicht gedrängten Zeitplans ist ein Wiederholen von Praktikumsbeispielen in vielen Fällen nicht möglich. Es wäre wichtig, dass Studierende die Chance bekommen, sich kritisch mit Fehlern auseinanderzusetzen und daraus lernen zu können. 

Der Anteil der Studierenden, die neben dem Studium berufstätig sein müssen, um sich ihren Lebensunterhalt finanzieren zu können, steigt. Wir müssen darauf achten, dass sich Studium und Erwerbstätigkeit besser vereinbaren lassen, um auch Studierenden aus sozioökonomisch benachteiligten Verhältnissen einen Studienfortschritt zu ermöglichen. Ich versuche, die Studierenden zu unterstützen, indem ich zusätzlich zu den pdf Files, die ich während des Semesters auf Moodle hochlade, mit Audiospur hinterlegte Powerpoint Folien zur Verfügung stelle. Letztere aber erst am Ende des Semesters, weil das Hochladen zu einem früheren Zeitpunkt jeweils unmittelbar mit einer dramatischen Reduktion der Studierendenzahl vor Ort einherging.

 

 

3. Welches Fach, das es bei uns nicht gibt, würden Sie gerne unterrichten?

 

Mir fällt eigentlich kein „Fach“ ein, das es bei uns nicht gibt und das ich gerne unterrichten würde. Als Lehrende(r) hat man ohnehin in einem gewissen Maße die Freiheit, die Themen und Schwerpunkte der Lehrveranstaltungen selbst zu setzen. Die meisten meiner Vorlesungen, Praktika und Seminare sind im Fach „Analytische Chemie“ angesiedelt, d.h. in dem Fach, in dem ich mich habilitiert habe und in dem ich mich berufen fühle, mein Wissen an die Studierenden weiterzugeben. Soweit wie möglich betreibe ich die Lehre forschungsgeleitet, indem ich aktuelle Fragestellungen - vorwiegend aus dem Bereich der Bioanalytik und der Lebensmittelanalytik - vorstelle, die analytischen Herausforderungen diskutiere und dann auf die Prinzipien, Stärken und Limitationen der zur Lösung dieser Fragestellungen geeigneten Analysenmethoden eingehe. Sowohl auf dem Gebiet der Bioanalytik als auch in der Lebensmittelanalytik geht die methodische Entwicklung sehr rasch voran. Das macht zwar ein regelmäßiges Updaten der Lehrinhalte erforderlich, führt aber dazu, dass die Lehre für mich spannend bleibt, obwohl ich die Lehrveranstaltungen nun schon seit längerer Zeit anbiete. 

 

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